Teilnehmende: Annemarie, Fabienne, Patricia, Tanguy, Lukas, Barbara, Jonas
Am Samstagmorgen dem 14.8.2021 starte unsere Gruppe um 8:36 von der Haltestelle Zinal, Village de vacances. Da die geplante Tour aufs Bishorn mit anschliessendem Abstieg zur Turtmannhütte einen einsteigerfreundlichen Charakter hatte, waren neben SAC–Mitgliedern auch interessierte Neulinge dabei. Sie wollten erste 4000er Erfahrung sammeln und sind seither sicherlich Mitglied beim SAC Brig ;-). Nach einer kurzen Vorstellungsrunde gings los und wir begannen mit dem 1580 m hohen Hüttenzustieg. Die Zeit verging wie im Flug, was an der guten Stimmung, dem Wetter und der Gesellschaft lag. Schnell kam die Hütte in Sicht. Wer den Aufstieg kennt, weiss, dass die Tracuithütte früh gesichtet werden kann, es aber noch eine Weile dauern wird, bis man dann oben ist. Diese Offenbarung sorgte bei einigen für etwas Kopfzerbrechen.
Nachdem die letzten 600 Höhenmeter in der Sonne zurückgelegt waren, war der Durst auf der Hütte gross. Ein paar Biere und sonstige flüssige Verpflegung waren schnell bestellt und wir ruhten uns erst mal aus. Durch die frühe Ankunft, hatten wir noch Gelegenheit allerlei neue Ausrüstung anzupassen. Von Leichtsteigeisen bis zur schweren Spiegelreflexkamera in doppelter Ausführung war alles dabei. Bis zum Znacht blieb noch reichlich Zeit und jeder verbrachte seine Freizeit wie es ihm beliebte.
Nach einer (un)ruhigen Hüttennacht waren alle froh aufzustehen. Da ein Mitglied am selben Abend noch eine Reise nach Budapest geplant hatte, wollten wir möglichst früh aufbrechen. Jedoch wurden unsere Pläne vom Frühstückplan der Hüttenwartin durchkreuzt und wir konnten erst eine Stunde später aufbrechen als geplant. Ob es wohl noch für den Zug in Brig reichen wird? Lesen sie weiter! Um ca. 7:00 kurz vor Betreten des Gletschers seilten wir uns an. Wir bildeten eine 4er und eine 3er Seilschaft. Dank des eher durchzogenen Sommers lag noch guter Trittschnee auf dem Gletscher und alle Spalten waren zuverlässig zugeschneit. Wir entschieden uns, aus Komfortgründen das erste eher flache Teilstück ohne Steigeisen zu laufen und diese erst am Steilhang anzuschnallen. Ein Mittglied entschied sich kurz nach beginne des Anstiegs, den Rucksack zu deponieren, um ihn nicht bis ganz nach oben tragen zu müssen. Eine kluge Entscheidung welche viel Kraft eingespart hat. Im Konvoi mit anderen Seilschaften lieferten wir uns ein Elefantenrennen auf den Gipfel.
Es waren viele verschiedene teils sehr grosse Seilschaften unterwegs. Wir konnten nicht immer die ideale Spur wählen, weil diese von 10er Seilschaften abgesperrt wurden. Kurz unterhalb des Gipfels sahen wir dann noch einer andern 5er Seilschaft, beim waghalsigen Erklimmen der Nordflanke über den Bergschrund zu. Anscheinend brauchten diese noch etwas mehr Action. Wir selbst nahmen aber nicht diese «Abkürzung» sondern entschieden uns für den normalen Aufstieg über die kurze Rippe. Um 10:00 erreichten wir den Bishorngipfel! Dieser machte seinem Namen alle Ehre und nach einem Gruppenfoto verzogen wir uns in den Windschatten. Zu unser aller Verwunderung wurde nun von den zwei Jungs eine Drohne aus dem Rucksack gezaubert. Nun war auch klar, warum sie ansonsten sehr gewichtsoptimiert unterwegs waren. Die Drohne zeigte auf über 4000 m ü.M. eine erstaunliche Flugleistung und unsere Piloten steuerten sie ein gutes Stück hinüber zum imposanten Weisshorn. Die Batterie wurde bis ans Limit ausgequetscht und der Pilot Tanguy beendet die Flugshow mit einer gekonnten Landung in Lukas ausgestreckte Hand.
Nach der sonnigen Gipfelrast stiegen wir in Falllinie ab. Obwohl es nicht unsere Absicht war, überholten wir trotz eines gelösten und rasch wieder festgezurrten Steigeisens, noch die eine oder andere Karawane. Einzig den Verlust von Fabiennes Trinkflasche, welche sich ein paar hundert Meter unterhalb des Gipfels verabschiedete und an der ersten Seilschaft vorbei sauste, könnte man als Wehrmutstropfen auflisten. Auf 3400 m wurde der Abstieg flacher und wir hätten nun wieder zurück zur Tracuithütte traversieren können. Da unser Ziel aber die Turtmannhütte war, liefen wir nordöstlich an der Tracuithütte vorbei und trafen auf eine Spaltenzone. Die Schneeüberdeckung war hier nicht mehr so mächtig und durch die tageszeitliche Erwärmung war der Schnee nicht mehr so fest. Da wir alle angeseilt waren, brachte uns auch ein einzelnes eingesunkenes Bein nicht weiter aus der Ruhe und wir überquerten die Stelle gekonnt. Östlich der Diablon des Dames wechselten wir auf ca. 3100 m vom Gletscher ins felsige Gelände. Ein Weitergehen auf dem Gletscher wäre nicht mehr möglich gewesen, da dieser unter Bildung von Eistürmen und Spalten in die Tiefe stürzt. Der Einstieg im Felsen und auch der weiter mit Tritteisen versehene Weg war immer wieder mit Farbpunkten gekennzeichnet. So konnten wir den Eisabbruch bequem umgehen. Ca. 200 m tiefer trafen wir wieder auf den Gletscher, wo der Trittschnee schon fast vollkommen verschwunden war. Obwohl wir der immer noch steilen Spaltenzone in der Gletschermitte aus dem Weg gingen und uns am Rand bewegten, wurde es einmal nötig an einer Eisstufe ein paar Meter abzuseilen. Schliesslich erreichten wir die Ebene südöstlich unterhalb der Adlerflüe. Nun wartete der letzte fiese 100 m Anstieg in Blockgelände auf uns. Bei der Adlerflüe stellte sich dann die Frage, welcher Wegvariante wir nun folgen wollten. Zur sicheren aber langweiligen Variante über den Gletscher rüber zum Chanzelti hatte unsere Gruppe keine Lust. Während einer Rast wurde eine amdere Variante, die mit mehr Schneebedeckung möglich gewesen wäre, erkundet. Da aber alles blank war, schied diese Option aus. Schliesslich nahmen wir den Klettersteig, dessen Einstieg sich auf der Nordseite der Alderflüe befindet. Zuerst führte ein schmaler aber gut ausgetretener Pfad in die Tiefe bis zum ersten Klettersteigelement. Von da an folgten Leitern und Tritteisen bis zum Gletscherseeli auf 2720 m. Der Klettersteig war gut in Schuss. Über fein geschliffene Gletscherplatten, einen Bach und nochmals einem Stück Gletscher erreichten wir schlussendlich das erste Wegstück auf 2674 m. Dort trennten wir die Gruppe auf. Unser Jugendtruppe hatte bereits ein Taxi organisiert, denn Fabienne wollte ja noch nach Budapest! Um ihren Abstieg zu verkürzen sollte das Taxi (Fabiennes Freund) mit seinem Auto einen Teil des Hüttenweges hochfahren, sofern der Wagen genügend Bodenfreiheit hat. Worauf Fabienne nur meinte: «Bodenfreiheit? Es ist ein altes Auto!»
Die vier Freunde stiegen schnell ab und wir verloren sie schon bald aus den Augen. Annemarie, Barbara und ich gönnten uns auf der Turtmannhütte noch eine Rast. Annemarie spendierte die Getränke. Als wir von der Hütte abstiegen, lag unser Weg bereits im Schatten, was uns nach dem sonnigen Wetter gerade recht war. Dankenswerterweise hatte Barbara ihr Auto schon am Vortag beim Parkplatz Vorder Sänntum abgestellt und fuhr uns alle heim. Während der Fahrt erreichte uns die Nachricht, dass Fabienne den Zug in Brig erwischt hatte. Uff – locker gschafft!
Vielen Dank an alle Teilnehmer für die super Tour. Es hat Spass mit euch gemacht und ich freue mich schon auf ein nächstes Mal.
Gruss Jonas Bürcher
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